Mein Wulkow lob ich mirWulkow ist ein kleines, ehemaliges Gutsdorf, typisch für Brandenburg. Aber es gibt in Brandenburg drei Dörfer mit diesem Namen – unser Dorf ist das Wulkow bei Frankfurt (Oder). Es ist durch mehrere Fakten bekannt und berühmt geworden.![]() Niedrigenergiehaus Domespace mit Sonnenkollektoranlage Wulkow wurde nach 1990 durch sein von den Erfahrungen des österreichischen Waldviertel angeregtes „Konzept einer ökologisch orientierten Dorfentwicklung“ zu einem der ersten Dörfer Brandenburgs, die den Titel „Ökodorf“ erhielten. 1994 bekam Wulkow als überhaupt erstes und bisher einziges Dorf den Deutschen Umweltpreis und wurde danach zum „Dorf mit dem Ufo“ – dank einem von der Landesregierung geschenkten Seminarzentrum in Form eines Niedrigenergiehauses in Rundbauweise, dem einzigen in Deutschland, und da es wie ein Ufo aussieht, für viele Jahre zum Wahrzeichen von Wulkow wurde.
Pfarrer Hahnert (Booßen), erster Vorsitzender des Ökospeicher e.V, eröffnet den Vitaregio-Tag Mai 1992, auf dem die isda-Mitglieder erste Untersuchungsergebnisse diskutieren konnten.
![]() drei Isda-Mitglieder Marina Kirk, Kurt Krambach, Oskar Vogel beim Vitaregio-Tag Im Jahr 2000 wurde Wulkow als Modell nachhaltiger Dorfentwicklung zu einem externen Projekt der EXPO 2000. Ich lernte Wulkow 1991 kennen, weil wir mit ISDA (Institut für Sozialdatenanalyse e.V.) dort im Rahmen einer für Ostdeutschland repräsentativen soziologischen Untersuchung der Transformationen der Sozialstruktur und Lebensverhältnisse die Totalanalyse eines Dorfes machen wollten. Beim Besuch des Vitaregiotages 1992 konnten erste Ergebnisse präsentiert und diskutiert werden Für mich war das ein Glücksfall, durch den mein weiteres Schaffen „im Ruhestand“ währen der nächsten 3o Jahre vorherbestimmt wurde. „Mein Wulkow lob ich mir …“ Ich wähle diese Formulierung als Titel dieses Artikels in Anlehnung an Goethes bekannten Ausspruch, indem er Leipzig lobte, weil es ein „Klein-Paris“ sei und seine Leute bilde, denn meine Verbindung mit Wulkow wurde zu einem ständigen Prozess des Lernens und der Vermittlung zu Institutionen, mit denen zu kooperieren diesen Lernprozess vertiefte und schöpferisches Mitgestalten ermöglichte. So führte die Beschäftigung mit dem, was „ökologisch orientierte Dorfentwicklung“ bedeutete, zu einer Überprüfung meiner Kriterien für „soziale Stabilität von Dörfern“, die ich im Zusammenhang mit der Dorfforschung in der DDR entwickelt hatte. Einerseits fand ich sie durch die Entwicklung in Wulkow bestätigt, andererseits erkannte ich, dass sie durch ökologische Kriterien angereichert werden mussten. Das ergab sich aus der Arbeit an einer Artikelserie, die ich mit meinen Mitarbeitern in drei Artikeln über Wulkow und unsere Forschungsergebnisse in diesem Dorf für eine Landwirtschaftszeitschrift anfertigte. Der erste Artikel „Der Ökospeicher von Wulkow“ (in Neue Landwirtschaft, H.7/1992) befasst sich vor allem mit der Umsetzung der ökologischen Orientierung in konkreten Projekten und neuen Arbeitsplätzen. Im zweiten Artikel „Die Dorfgemeinschaft von Wulkow“ (in Neue Landwirtschaft, H.8/1992) ging es vor allem um die Akteure dieses Prozesses; während der dritte Artikel „Wulkow – ein Modell?“ (in Neue Landwirtschaft, H.9/1992) sich mit der Philosophie des Konzeptes und den soziologischen Fragen der Kriterien und der Übertragbarkeit widmete. Die Artikelserie gehörte zu den ersten größeren Publikationen und trug daher zum Bekanntwerden des Wulkower Weges bei. 1996 wurde der Ökospeicher Verein Mitglied eines „Europäischen Netzwerkes für Erfahrungen mit nachhaltiger Entwicklung“ und ich wurde als Vertreter Wulkows ständiger Mitarbeiter in diesem Netzwerk (später, als es den Namen FORUM SYNERGIES trug, wurde ich für mehrere Jahre dessen gewählter Ko-Präsident). Dieses Netzwerk begann 1996 mit einem einwöchigen Seminar in Wulkow, an dem eine internationale Gruppe von Vertretern ähnlicher Projekte teilnahm, 1. Seminar in Wulkow Damit begann ein zweifacher Lernprozess: Erstens besuchte das Netzwerk die unterschiedlichsten ökologischen Projekte in Europa, um deren Erfahrungen zu studieren, wobei ich die Möglichkeit bekam, beim Besuch des jeweiligen Projekts dort auch die Wulkower Erfahrungen zu präsentieren. Am Ende der Rundreise wurde eine Wanderausstellung vorbereitet, zu der jedes Projekt sich auf einem Poster darstellen konnte. Ich entwarf das Poster Wulkow Wanderausstelllung und konnte zudem, gestützt auf die Erfahrungen der internationalen kennengelernten Projekte, eine komplexe Definition nachhaltiger Dorfentwicklung entwerfen, die ebenfalls Bestandteil der Wanderausstellung wurde. Ein zweiter, bedeutsamer Lernprozess, der durch die Mitarbeit in FORUM SYNERGIES vermittelt wurde, war das Kennenlernen der europäischen Dorfbewegungen und ihrer Erfahrungen. Das brachte einerseits mit sich, dass ich für zwei Wahlperioden (6 Jahre) in den Vorstand von ERCA, der Europäischen Allianz der Dorfbewegungen, gewählt wurde und danach weiterhin als Observer in den Vorstand berufen wurde. Das wiederum befähigte mich, systematisch auf die Schaffung einer deutschen Dorfbewegung hinzuwirken, eine internationale Dorfkonferenz vorzubereiten, sowie an der Vorbereitung des ersten Europäischen Ländlichen Parlaments (2013) mitzuwirken. Ein Höhepunkt dessen war die von ERCA und der RLS gemeinsam veranstaltete Internationale Dorfkonferenz 2011 in Berlin, die von mir konzipiert und organisiert worden war, und die mit der Gründung einer Initiativgruppe für eine deutsche Dorfbewegung endete. Ein weiterer Höhepunkt war 2015 die Gründung des Vereins Dorfbewegung Brandenburg e.V., dessen Gründungsmitglied und erster Vorsitzender ich in den ersten zwei Jahren war, und womit faktisch die erste Deutsche Dorfbewegung im Land Brandenburg entstand. Schließlich wurde ich von Wulkow Ende der 1990er Jahre in die Brandenburgische Werkstatt Lokale Agenda 21 delegiert, wodurch ich u.a. an der Ausarbeitung einer Lokalen Agenda 21 für Wulkow mitarbeiten und schließlich den Vorschlag einbringen konnte, eine Arbeitsgruppe „Dorf“ dieser Werkstatt zu gründen, die u. a. prüfen sollte, ob die Erfahrungen der europäischen Dorfbewegung auch in Deutschland angewandt werden könnten. Das führte zur Bildung einer AG Lebendige Dörfer, die ein Vorläufer der Brandenburger Dorfbewegung war und bereits als AG von ERCA als Mitglied aufgenommen wurde. Es versteht sich, dass all diese Lern- und Erfahrungsprozesse, in die ich durch Vermittlung Wulkows geriet, auch in Wulkow ausgewertet wurden, soweit sie dafür zutrafen. Schließlich war es die Entwicklung in Wulkow selbst, von der ich lernen bzw. anhand der ich testen oder überprüfen konnte, was für andere Dörfer geeignet war bzw. welche Erfahrungen übertragbar waren. Beiträge für Wulkow Dieser Lernprozess war direkt verflochten mit Beiträgen für Wulkow bzw. ergab er sich daraus, wobei meine Beiträge weniger die Entwicklung und Erfolge von Wulkow direkt beeinflussten, sondern mehr analytische und konzeptionelle Arbeit, Mitwirkung an Veranstaltungen und Veröffentlichungen von Ergebnissen und Erfahrungen waren. Die erste analytische Arbeit war die schon erwähnte Totalbefragung 1991 (schriftliche Befragung aller Haushalte und aller Einwohner über 14 J. sowie Interviews mit 15 Dorfakteuren – mit Gemeindevertretern, Vereinsvorständen, der Bürgermeisterin und dem Pfarrer, der anfangs der Vorsitzende des Ökospeicher-Vereins war. Die Untersuchung widerspiegelte die damaligen Umbrüche in den Dörfern, wie die bis dahin nicht bekannte Arbeitslosigkeit einer großen Gruppe ehemaliger Mitglieder einer landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft und den Rückgang lokaler Infrastruktur, aber auch hohe Dorfverbundenheit (65% würden unter keinerlei Umständen das Dorf verlassen wollen; einerseits Betonung der Dorfgemeinschaft, aber andererseits eine (anfängliche) Kluft zwischen den Öko-Akteuren, die begannen, Wulkow zu einem Modell ökologischer Dorfentwicklung zu machen, und der Mehrheit des Dorfes, die dem zunächst skeptisch gegenüberstand – und was dieses Dorf für uns Soziologen so interessant machte, vor allem, wie beide Seiten zusammenwuchsen und die Dorfgemeinschaft sich im Maße der Erfolge und gemeinsamer Erlebnisse (Tag für Wulkow, internationale Begegnungen) festigte. In der erwähnten Artikelserie (1992) beschrieben wir die Gründung des „Ökospeicher“-Vereins, das Entstehen neuer Betriebe und ökologischer Arbeitsplätze und eine Vielzahl ökologischer Projekte, mit denen sich auch immer mehr Dorfbewohner anfreundeten. Fünf Jahr später (1997) folgte eine Stärken-Schwächen-Analyse in Wulkow, mit der eine Studentin (inzwischen heute auch Soziologie-Professorin) und ich eine Arbeitsgruppe der Gemeindevertretung bei der Ausarbeitung einer Lokalen Agenda 21 für Wulkow unterstützten, die 1998 beschlossen wurde und inhaltlich half, das Konzept für das externe EXPO 2000-Projekt Wulkow als Modell nachhaltiger Dorfentwicklung auszuarbeiten. Die Analyse zeigte u. a., dass inzwischen die o. g. Kluft zwischen Dorf und Ökospeicherverein sich auf eine Minderheit einzelner Dorfbewohner reduziert hatte. Das Foto zur EXPO entstand, als nach der Diskussion des Konzepts in einer Dorfversammlung kein Dorfbewohner fehlen wollte, als „das ganze Dorf“ vor das UFO zog, um sich für die EXPO fotografieren zu lassen. Wir führten auch eine Befragung von Besuchern des Wochenendmarktes für regionale Produkte durch, der mehrere Jahre lang in und am Ökospeicher stattfand. Zu den wichtigsten Ergebnissen unserer Analyse gehörte die Erkenntnis, dass erstens ein großer Teil der Besucher nicht allein, sondern in Familie kam, zweitens, dass man nicht nur wegen der regionalen Produkte kam, sondern um als Familie das Projekt Wulkow kennenzukernen und etwas zu erleben, was zu Schlussfolgerungen für eine entsprechend vielfältige Programmgestaltung anregte; drittens zeigte sich, dass die Besucher nicht nur aus der näheren Region kamen, sondern auch aus Berlin und von noch weiter her. Nachdem Gemeinde und Ökospeicherverein Wulkow 1994 den Deutschen Umweltpreis erhalten hatten, regte die Deutsche Umwelthilfe an, in Wulkow eine „Umweltakademie“ zu etablieren. Ich wurde von der Bürgermeisterin gebeten, an der Ausarbeitung eines entsprechenden Förderantrages mitzuwirken. Das führte dazu, dass ich Mitglied des Ökospeichervereins und dann für einige geförderte Probemonate Mitarbeiter im Team „Wulkower Umweltbildung“ (WUB) wurde. Das Projekt kam dann nicht zustande, weil es eine Dauerförderung gebraucht hätte und zudem das Interesse an Unweltbildung abgeflaut war. Ein weiteres Feld meiner Mitarbeit wurde der „Vitaregio-Tag“, mit dem der Ökospeicher seit 1990 jedes Jahr eine Veranstaltung mit Themen von Interesse für die Dörfer und die umliegende Region organisierte. Ich bekam die Gelegenheit, mehrere Vitaregio-Tage konzeptionell vorbereiten zu helfen bzw. durch Vorträge mit zu gestalten. 1996: Ökologisch orientierte Dorfentwicklung – Modell oder Nische? 1997: Nachhaltige Dorfentwicklung und lebendiger ländlicher Raum 1998: Wulkower Erfahrungen bei der Planung nachhaltiger Dorfentwicklung EUREGIA 1996 (Österreich):Wulkow – ein Modell nachhaltiger Dorfentwicklung (3 Schautafeln, Rahmenprogramm) 1996 Werkstatt Deutschland e.V.: „Zukunft unterwegs“(Potsdam): Wulkow und sein Ökospeicher-Verein – ein Dorf mit Zukunft 1998 Lesachtal (Österreich): Partizipation und Lokal Agenda 21 – Wulkower Erfahrungen 1999 Wulkow 21 – Erfahrungen mit der Lokalen AGENDA 21 in einen kleinen Dorf 1999 Vorschlag Transnational LEADER Project: Motivation and Mobilisation of Local Actors of sustainable Village Development 2000 RLS Merseburg (internat. Konferenz): Erfahrungen bei der Umsetzung von Programmen der Lokalen Agenda 21 im ländlichen Raum 2002 (als Mitglied einer Delegation des Europarates) Konf. In Nishnij Novgorod (Russland): Wulkow and other experiences in creating new workplaces in rural areas of East Germany Eine ähnliche Präsentation führte ich beim ersten Besuch in unserem Partnerdorf Sinca Nuova in Rumänien vor. Wulkow und die Dorfbewegung Die Wulkower hatten stets ein offenes Ohr für die Dorfbewegung und vor allem der Ökospeicher-Verein unterstützte mehrmals die Etablierung der Brandenburger Dorfbewegung. ![]() Wie an anderer Stelle schon beschrieben, löste dieser Besuch die Einladung einer Brandenburger Delegation zum nächsten Ländlichen Parlament Schwedens aus, wonach der Verein Brandenburg 21 gegründet wurde, dem die inzwischen mit dem Namen AG Lebendige Dörfer benannte AG Dorf angehörte. Auf eines Konferenz des Vereins Brandenburg 21 wurde dann beschlossen, 2007 den ersten „Tag der Dörfer“ zu veranstalten, der vorerst als Kleinform eines künftigen Ländlichen Parlaments und der Verbreitung der Idee einer Dorfbewegung dienen sollte. In Vorbereitung des Tages der Dörfer hatte, wie an anderer Stelle ebenfalls beschrieben, Silke Stöber in 5 „lebendigen“ Brandenburger Dörfern eine erste Untersuchung nach der sogenannten Küchentischmethode durchgeführt. Die Erfahrungen dieser fünf Dörfer standen dann Im Mittelpunkt der Diskussion auf dem ersten Tag der Dörfer. Und Wulkow war eines dieser fünf Dörfer! Aus den Ergebnissen dieser Dorfuntersuchungen stellte der Verein Brandenburg 21 eine Wanderausstellung zusammen und ich organisierte, dass sie im Rahmen des Vitaregio-Tages 2008 in Wulkow präsentiert und von dem Landrat des Kreises Märkisch-Oderland feierlich eröffnet wurde. Auf dem Vitaregio-Tag 2009 wurde in Wulkow erstmalig ein Aufruf des von der AG Lebendige Dörfer gegründeten Netzwerks für Lebendige Dörfer zur Gründung einer Dorfbewegung in Brandenburg gemäß den Erfahrungen der europäischen Dorfbewegung vorgestellt. 2011 organisierte ich, dass 35 ausländische Teilnehmer der Internationalen Dorfkonferenz in Berlin am Vortag der Konferenz Wulkow besuchen konnten und hier auch die Gelegenheit bekamen, mit dem Landrat und Vorsitzenden des Kreistages Märkisch-Oderland über die Politik im ländlichen Raum zu diskutieren. Im Rahmen des Vitaregio-Tages 2012 bekam die AG Lebendige Dörfer die Gelegenheit, mit Dorfakteuren über die Ausgestaltung des Netzwerkes für Lebendige Dörfer zu einer Brandenburgischen Dorfbewegung zu diskutieren. Im Rahmen des Vitaregio-Tages 2014 hatte ich Gelegenheit, für eine Podiumsdiskussion mit Politikern die Probleme der verlorenen Selbstbestimmung von Dörfern, die Ortsteile größerer Gemeinden geworden waren, zu artikulieren, wie ich sie ein Jahr zuvor schon in einer Arbeitsgruppe Lokale Demokratie des ersten Europäischen Ländlichen Parlaments in Brüssel vorgetragen hatte. 2015 konnte der im selben Jahr gegründete Dorfbewegung Brandenburg e.V. im Programm der Wulkower Umwelttage mitwirken: Präsentation von Ergebnissen einer Befragung von Dorfbewohnern im Rahmen einer Kampagne zum 2. Europäischen Ländlichen Parlament und Workshop mit Dorfakteuren „Dörfer vernetzen – warum und wofür?“ Vitaregio-Tag 2016 in Zusammenarbeit mit dem Verein Dorfbewegung Brandenburg e.V. zum Thema „Alle(s) unter einem Dach“ (Erfahrungsaustausch über Dorfzentren, angeregt durch das Ergebnis einer multinationalen Infrastrukturanalyse zum 3. Europäischen Ländlichen Parlament, wonach das Dorfzentrum in der Wichtigkeit den gleichen Rang wie die Kita (an erster Stelle) einnahm. Für einen speziellen Workshop „Selbstbestimmt in die Zukunft – Wie Dörfer eine gemeinsame Stimme finden und ein eigenes Parlament bilden können“ durfte ich als Vorsitzender des Vereins Dorfbewegung ein Input mit einer Powerpoint-Präsentation geben. Wie schon erwähnt, gehörte das Dorf Wulkow zu den ersten Dörfern, die Mitglied der Brandenburger Dorfbewegung geworden waren, und wie gezeigt wurde, hatte es viel zu ihrer Entstehung beigetragen. „Ich bin ein Wulkower“ — So nannte mich nach einem Treffen in Wulkow ein interessierter Teilnehmer aus Frankfurt (Oder), der mehrmals an Veranstaltungen und Diskussionen mitgewirkt und mich dort erlebt hatte – in Anlehnung an Kennedy´s berühmte Bekundung seiner Solidarität mit (West-)Berlin: „Ich bin ein Berliner“. In gewisser Weise traf das zu. Nicht nur, weil ich Mitte der 1990er Jahre Mitglied des Ökospeichervereins geworden war und dort in der erwähnten Weise mitwirken und beispielhafte Dorfentwicklung „lernen“ konnte. Vielmehr wurde ich auf noch vielfältigere Weise in die Dorfgemeinschaft integriert und fand so als Berliner in Wulkow so etwas wie eine zweite Heimat! Dafür empfinde ich tiefen Dank, denn mein „Einstieg“ in Wulkow prägte seither - nun schon seit 30 Jahren - die Richtung meines Schaffens nach dem Verlust meiner beruflichen Existenz mit dem Ende der DDR - und somit seit 1995 einen wesentliche Teil des Inhalts meines Rentnerdaseins. Dazu gehörte die u.a.Beteiligung an Gemeinschaftsaktionen mit den Wulkowern bei den jährlichen „Tagen für Wulkow“. Der „Tag für Wulkow“ wurde von den Wulkower Vereinen zum ersten Mal zur Vorbereitung der 650 Jahrfeier organisiert, die im Jahr 2003 stattfand und als Höhepunkt einen Festumzug hatte, an dem sich ganz Wulkow beteiligte. Dieses Fest wie auch die Tradition des Tages für Wulkow bewirkten eine Stärkung der Dorfgemeinschaft, die sich u.a. in dem vielfältigen freiwilligen Engagement und der wachsenden Akzeptanz der ökologischen Dorfentwicklung zeigte. An mehreren Tagen für Wulkow, insbesondere beim Ausbau des Ökospeichers, konnte ich teilnehmen, wie auch an den geselligen Begleiterscheinungen. Eine andere Aktion war das jährliche Jugendworkcamp, zu dem Jugendliche aus aller Welt kamen, um freiwillige Arbeiten in und für Wulkow zu leisten und sich auch zu erholen. Mehrmals nahm ich an den Begrüßungsfeiern und den Abschlussfeiern teil, bei denen die Jugendlichen meist ein internationales Kulturprogramm vorführten. Einige Male organsierte ich auch Berlinbesuche und machte Einführungen für einen anschließenden Besuch der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen, den die Jugendlichen sehr interessiert und ergriffen wahrnahmen. Wulkow pflegte über mehrere Jahre eine Partnerschaft mit einem rumänischen Dorf namems Sinca Nouva. Im jährlichen Wechsel fanden Besuche statt: Beim ersten Besuch in Rumänien beteiligte ich mich an einer Powerpointprösentation über die Wulkower Erfahrungen mit neuen Arbeitsplätzen. Da wir bei ihrem Besuch in Wulkow den hervorragenden Chor und die Tanzgruppe von Sinca Nuova erlebt hatten, wollten wir uns bei unserem Gegenbesuch wenigstens mit einer bescheidenen Singegruppe revanchieren. So fuhr ich mehrere Wochen lang wöchentlich einen Abend nach Wulkow, um eine sangesfreudige Gruppe mit der Gitarre zu begleiten und deutsche Volkslieder einzuüben. Wir erreichten zwar nicht die Qualität des professionell geleiteten rumänischen Chors, ernteten aber bei unseren Auftritten dankbaren Beifall. Bei einer nächsten Reise, an der ich teilnahm, erlebte ich beim Besuch der Kirche von Sinca Nuova, wie wir am Beginn mit Händeschütteln von Pfarrer begrüßt wurden und erlebten erstaunt, wie der Pfarrer und der Bürgermeister während der stundenlangen Sonntagsmesse aktuelle Dorfangelegenheiten und zu lösende Aufgaben mit den Kirchenbesuchen besprachen. Meine Zugehörigkeit zu Wulkow schloss auch die Teilnahme an Dorffesten, Kulturveranstaltungen anlässlich der Wochendmärkte, Weihnachts- und Ostermärkte sowie Veranstaltungen und Feiern im Rahmen des Ökospeichervereins teil. Wie ich seitens der Wulkower geschätzt werde, erlebte ich bei einer vom Ökospeicherverein organisierten Feier meines 80sten Geburtstages, an der wohl fast das halbe Dorf teilnahm und mir herzlich gratuliert und gedankt wurde. ![]() Und die Gratulation endete mit der Einladung zu der erwähnten Nachfeier meines 80sten Geburtstages im Ökopeicher, die vom Ökospeicherverein ausgestattet wurde. Ähnliches geschah 10 Jahre später in Form einer Würdigung auf der Website (Silvester 2020 fiel in die Corona-Zeit). Um so größer war meine freudige Überraschung. ![]() Die Website vom Ökospeicher lautet oekospeicher.de |
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